Die Geschichte
des Stefanshof
Die kleine Siedlung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden
Der fünf Häuser und den kleinsten Friedhof Belgiens zählende Weiler Stefanshof zwischen Schoppen, Faymonville, Ondenval und Iveldingen, in der Nähe des Rohrbuschs gelegen, befindet sich auf dem Gebiet der Ortschaft Schoppen, ist also Bestandteil der Gemeinde Amel.
Entstanden ist die Siedlung erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, obgleich sich viele Hinweise auf eine frühere Besiedlung des Gebietes in alten Überlieferungen finden.
Ein Familienhaus
Während der erste Vertreter der Familie Mathonet und Namensgeber des Hofs Henri Etienne Mathonet (1849-1910) das Land zunächst nur zeitweise zur Hütung von Schafen nutzte, war es wohl seine Frau Marie Thérèse Dethier (1852-1940), die das erste Wohnhaus des Weilers errichtete und dieses um 1918 mit ihren Kindern besiedelte.
1921 folgte der Bau weiterer Stallungen. Neben der Witwe Mathonet bewohnten in den 20er Jahren auch ihre ledige Schwester Marie Anne Dethier sowie die erwachsenen Kinder Joseph, Adèle und Léon das Haus.
Der Stefanshof im Wandel
Nach und nach errichtete die Familie weitere Wohngebäude auf dem Gelände des Stefanshofs.
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 lebten fünf Familien auf dem Hof, der sich auch für das deutsche Heer von strategischer Bedeutung erwies. So kreuzte 1944 nicht nur die SS-Kampftruppe Peiper bei ihrem Vorstoß in Richtung Ondenval und Ligneuville den Hof, auch Truppen wurden auf dem Hof einquartiert. Um Weihnachten befanden sich rund 300 Soldaten auf dem Gelände, das ebenso als Truppenverbandsplatz diente und eine Funkerabteilung sowie einen Nebelwerfer umfasste. Bis zum 17. Januar 1945 hielten deutsche Truppen die Höhe, bevor diese von amerikanischen Soldaten eingenommen wurde.
Ein Ort der Ehre
Der kleinste Friedhof Belgiens
Während die Ardennenoffensive noch tobte, verstarb die 56 Jahre alte Adèle Mathonet im Januar 1945. Doch durch die andauernden Kampfhandlungen konnte sie nicht wie ihre Vorfahren auf dem Friedhof von Ondenval beerdigt werden. Deutsche Soldaten bereiteten ihr ein Grab in unmittelbarer Nähe des Hauses und legten so den Grundstein für den wohl kleinsten Friedhof Belgiens.
Kurz nach Ende der Kampfhandlungen verstarb auch die ledige Marie Anne Dethier mit fast 90 Jahren und wurde an gleicher Stelle beerdigt. Im Gegensatz zu anderen Friedhöfen der Gemeinde befindet sich die Ruhestätte der Familie Mathonet in Privatbesitz und umfasst heute sieben Gräber. Auch wir halten diesen Ort bis heute in Ehren.
Neu erbaut durch die Familie Heck
Anschluss an die Moderne
War der Stefanshof bis Ende des Krieges vollkommen abgeschottet von den umliegenden Gemeinden, so folgte 1951 schließlich der Anschluss an das Stromnetz. Erst 1977 wurde der Hof zudem ans öffentliche Wasserleitungsnetz angeschlossen. Nach und nach nahm die Zahl der Einwohner jedoch ab, da keine neuen Familien zuzogen.
Als der letzte Bewohner des Stefanshofs, Paul Mathonet, 2011 im Alter von 84 Jahren verstarb, berichteten zahlreiche belgische Medien darüber. Vollkommen unbewohnt, verfielen die Gemäuer des Weilers im Laufe der Jahre und wurden erst durch den Kauf der Familie Heck wieder neu erbaut.